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Gemeinde Hildrizhausen (Druckversion)

Der „Boden des Jahres 2022“ kommt aus Hildrizhausen

Autor: Herr Jassmann
Artikel vom 18.06.2021

Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau legt Bodenprofil am Rötelberg an

Die Aktion Boden des Jahres gibt es seit 2005 und soll in erster Linie die Bedeutung des Bodens für Mensch und Umwelt vermitteln. Wichtige Funktionen des Bodens sind heute durch menschliche Eingriffe wie Überbauung und Versiegelung gefährdet. Der Boden ist Standort für natürliche Vegetation und Kulturpflanzen und wirkt als Filter- und Puffer für Schadstoffe oder dämpft bei Starkniederschlägen die Hochwassergefahr. Im Vergleich zum Schutz von Fauna, Flora, Luft und Wasser führt der Boden noch immer ein Schattendasein, wobei seine Bedeutung und Schutzwürdigkeit im Zusammenhang mit der Klimadiskussion zunehmend erkannt wird.

Der Boden des Jahres soll einem breiten Publikum den Aufbau und die Eigenschaften der Böden näherbringen, aber auch die Vielfalt der Bodendecke zum Ausdruck bringen. Aktuell ist der Lössboden Boden des Jahres, der z. B. im Kraichgau oder auf den Fildern, aber auch im östlichen Teil der Gemarkung Hildrizhausen, für fruchtbare Ackerböden sorgt.

Für das Jahr 2022 wurde nun der sogenannte Pelosol als Boden des Jahres bestimmt. Der Name leitet sich aus dem Griechischen ab (pelos = weicher Ton, Schlamm) und bringt die hohen Tongehalte dieses Bodens zum Ausdruck. Pelosole kommen vor allem im südwestdeutschen Schichtstufenland auf Tongesteinen des Keupers und Juras häufiger vor.

Zur Aktion um den Boden des Jahres gehört zunächst die Auswahl eines konkreten Bodenprofils in typischer Ausprägung, das deutschlandweit den Boden des Jahres repräsentiert und für die Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt werden kann. Nach einiger Suche ist das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (Abt. 9 im Regierungspräsidium Freiburg) im Gemeindewald Hildrizhausen, am Rötelberg westlich des Sportgeländes, fündig geworden. Anfang Mai wurde dort im oberen Bereich eine Profilgrube angelegt, die für Präsentationszwecke bis ins kommende Jahr bestehen bleiben soll.

Der langgestreckte Hügelrücken des Rötelbergs ist geologisch aus Knollenmergeln des mittleren Keupers (Trossingen-Formation) aufgebaut und hier als isolierter Erosionsrest auf dem ausgedehnten Plateau des Stubensandsteins (Löwenstein-Formation) erhalten geblieben. Infolge der Entkalkung und Aufweichung durch Wasseraufnahme hat sich das grauviolette Mergelgestein in einen stark quellfähigen, im feuchten Zustand leuchtend rotbraunen Tonboden verwandelt. Am Bodenprofil können unter einem sehr dünnen humosen Oberboden (Ah-Horizont) drei weitere, annähernd homogene Bereiche unterschieden werden. Bis ca. 15 cm unter der Geländeoberfläche ist der Boden etwas weniger intensiv rötlich gefärbt, tonärmer und zeigt relativ wenige Trockenrisse, was an einer geringen Lössbeimengung liegt (Pv-Bv-Horizont). Darunter folgt der für den Pelosol charakteristische Tonhorizont (Pv-Horizont), der bei Austrocknung tiefe Risse bildet und scharfkantige Bodenaggregate absondert, was derzeit vor Ort und auch im Foto gut zu erkennen ist. Ab ca. 90 cm Tiefe vollzieht sich schließlich mit deutlichem Farbwechsel der Übergang zum weitgehend unverwitterten Knollenmergel.

Die hohen Tongehalte und das feuchteabhängige Quellen und Schrumpfen sind die charakteristischen Merkmale des Pelosols. Diese besonderen Eigenschaften machen ihn zu einem schwierigen Ackerboden. Als sog. „Minutenboden“ kann er nur während relativ kurzer Zeit bei optimalem Wassergehalt bearbeitet werden. Pelosole werden deshalb eher forstwirtschaftlich oder als Grünland genutzt und bilden beispielsweise zum erwähnten Lössboden einen starken Kontrast, was sich auf Gemarkung Hildrizhausen deutlich in der Verteilung der Landnutzung mit Wald und Streuobstwiesen im Westen und Ackerland im Osten widerspiegelt.

Der Pelosol als Boden des Jahres 2022 wird am 3. Dezember 2021 im Rahmen einer Festveranstaltung des Umweltministeriums Baden-Württemberg in der Landesvertretung in Berlin offiziell vorgestellt. Das Bodenprofil vom Rötelberg wird dabei eine zentrale Rolle spielen und als Lackprofil sowie in Form eines Poster und in einem Flyer zum Boden des Jahres in Erscheinung treten.

Die Anlage der Profilgrube am Rötelberg erfolgte in Absprache mit der Gemeinde Hildrizhausen und der zuständigen Forstbehörde. Die Profilgrube ist mit einer Umzäunung gesichert. Wir bitten darum, die Profilwand auf der Stirnseite der Schürfgrube nicht zu verändern. Für Interessierte sind wir gerne bereit, eine Führung mit fachlichen Erläuterungen zu Geologie, Boden und Landschaft zu organisieren.

Für die freundliche Unterstützung unserer Aktion zum Boden des Jahres 2022 bedanken wir uns bei der Gemeinde Hildrizhausen und Mitarbeiter*innen der Forstverwaltung.

Ansprechpartner: Dr. Wolfgang Fleck, Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau, Abt. 9 im Regierungspräsidium Freiburg; E-Mail: wolfgang.fleck(@)rpf.bwl.de

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