Fliegerangriff 1943: Gemeinde Hildrizhausen

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Fliegerangriff 1943

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Auszug aus der Chronik Hildrizhausens vom Verfasser Pfarrer Wolf:

„Die verhängnisvolle Nacht vom 7. auf 8. Oktober 1943. Ein freundlicher Herbsttag war vorangegangen. Ich hatte Besuche bis ins Mehdertal hinunter begleitet und abends noch meine Frau von Altdorf her abgeholt. Man ging müde zur Ruhe. Da kam nachts etwa um 0.00 Uhr – es war die Nacht vom Donnerstag auf den Freitag – ein Fliegerangriff, durch den unsere Gemeinde Hildrizhausen zu einem Drittel zerstört wurde. Ich lasse hier die Aufzeichnungen folgen, die ich nachher, unter dem unmittelbaren Eindruck stehend, niedergeschrieben habe:

Eine furchtbare Schreckens- und Unglücksnacht liegt hinter uns, wie sie Hildrizhausen in seiner fast 1000 jährigen Geschichte nicht erlebt hat. – Bald merkte man an dem starken Rütteln und Erschüttern der Häuser, dass die Sache diesmal für uns einen sehr ernsten Charakter hatte. Man hörte gut das Pfeifen der niedersausenden Bomben. Bald ertönte auch das Feuerwehrsignal und schon war die Nacht taghell erleuchtet. Man ging aus den Kellern heraus und sah rings in der Nachbarschaft auf der Süd-, Südost- und Ostseite des Pfarrhauses, aber auch westlich davon die Häuser brennen und teilweise schon in hellen Flammen stehen. Das Reichardtsche und Zwirnersche Haus in unmittelbarer Nachbarschaft des Pfarrhauses blieb unberührt. Über der „Geierhalde“ sah man grelle Blitze von einschlagenden Bomben und man spürte das mächtige Zittern. Schon ging der Brand auch auf das große Schulhaus über; man konnte sehen, wie die Flammen oben bereits herauszüngelten und das Haus in kurzer Zeit lichterloh brannte. Es war ein furchtbarer Anblick. Überall eilten die Menschen hin und her und trugen aus den Häusern heraus, was noch zu retten war. Aber die meisten konnten doch nur wenig in Sicherheit bringen. Die ganze Hafnerstraße auf ihrer Südseite, vom Kirchenpfleger Notters Haus einschließlich bis zu Pauline Fischers Haus in der Nähe vom Eingang zum „Zinken“, brannte fast vollständig nieder bis auf die Häuser von Schuhmacher Gotthilf Reichard, Wolf, Bürgermeister Walzens Haus, Witwe Völlers Haus beim Schulhaus und Waldhüter Schütz’s Haus ebenda. Die Nordseite der Hafnerstraße wurde von Kaups Haus und von der Schmiede ab bis Häusslers Haus einschließlich ebenfalls ein Raub der Flammen.

Die Kirche mit sämtlichen Wohnhäusern des dahinter liegenden Hinterdorfs – abgesehen von dem Haus der Witwe Holder ganz am Ende der Ehninger Straße – und das Pfarrhaus blieben völlig verschont; gerade am Pfarrgarten machte das wütende Element Halt. Ein Glück war es, dass in jener Nacht Windstille herrschte und auch die Witterung milde war. Die Häuser des „Hundsrückens“ wurden fast sämtliche zerstört, auch brannte die „Untere Mühle“ ab. In der Altdorfer Straße wurde das Haus von Schreiner Gauß und Wittel sowie das von Barth, Witwe Gomringer und Stierle vom Feuer versenkt bzw. zerstört.

Mit Eifer machte man sich an das Löschen mit Pumpen und Spritzen, aber bald trat völliger Wassermangel ein, so dass viele Häuser, die vielleicht sonst noch hätten gerettet werden können, niederbrannten. Als das Wasser zu Ende ging löschte man mit Most und als der Most zu Ende ging löschte man mit Gülle. Aber schließlich nützte alles nichts mehr, die rasenden Elemente wollten ihr Opfer haben. Die Hitze war so groß, dass das Hartgeld in der Kasse des Kirchenpflegers zu einem Klumpen zusammenschmolz. So ging die Nacht herum, und es war ein schauriges Bild, die brennenden Straßen und Häuserkomplexe zu sehen. Ich eilte auch zum Gemeindehaus hinaus, um zu sehen, ob es noch stehe; gottlob, es war völlig unversehrt geblieben, obwohl Brandbomben dicht dabei fielen. Auf dem Rückweg zum Ort hörte ich vom Zaun her ein Seufzen und dachte, es habe dort wohl jemand ein kleines Kind hingebettet; aber als ich nachsah, war es ein Huhn, das im Grase am Zaun Zuflucht gesucht hatte.

Manche Leute standen weinend und sagten: „Jetzt sind wir so arm und haben nicht einmal mehr ein Stücklein Brot.“ Ein erschütterndes Bild war es, als am Morgen, gegen 7.00 Uhr, das mächtige Gebälk des großen Schulhauses krachend in sich zusammenstürzte und als dann eine riesige Feuer- und Rauchwolke über der Stätte sich erhob, an der das Schulhaus gestanden hatte. Als man nach Tagesanbruch – so schnell ist dem Schreiber dieses Berichts noch nie eine Nacht vorübergegangen! – durch das Dorf ging, bot sich einem ein Bild grauenvoller Zerstörung; überall schwelende Ruinen rechts und links, und an manchem Ort musste man sich fragen: Was für ein Haus hat da eigentlich gestanden? Etwa um 6.00 Uhr früh ertönte die Glocke des Ausschellers und es wurde bekanntgegeben: „Die Fliegerbeschädigten nehmen in der „Krone“ ein Frühstück ein; die nicht fliegerbeschädigt sind, sollen einen Brotlaib bringen!“ Manchem kam beim Hören dieser Worte die ganze Veränderung der Lage vollends recht zum Bewusststein, und man hörte, wie einer laut weinte. Im Ganzen haben die Leute das schwere Unglück gefasst getragen, wenn auch mancher zu Worten des Unmuts und der stillen Verzweiflung im Augenblick sich hinreißen ließ. Eine junge Frau aus dem Stundenhaus der „Süddeutschen Gemeinschaft“, das abgebrannt ist, sagte, sie habe am Abend vorher, ehe man von dem bevorstehenden Unglück etwas ahnte, den Vers beten müssen: „Die Wellen kommen näher, mein Schifflein leidet Not, die Wasser brausen höher, ich flüchte mich zu Gott.“

Auch um das Gasthaus zur „Krone“ sind einige Häuser dem Feuer zum Opfer gefallen. Im ganzen wurden – Hildrizhausen hatte zur Zeit der Katastrophe 852 Einwohner – 53 Wohnhäuser ein Raub der Flammen; das ist der dritte Teil des gesamten Wohnbestandes! Etwa 60 Familien sind dabei obdachlos geworden; sie fanden alle in den unversehrt gebliebenen Häusern Unterkunft. Eine Reihe von Scheunen wurde in der Brandnacht mit zerstört. Von den 3 Gasthäusern der Gemeinde sind 2 („Löwen“ und „Hirsch“) abgebrannt. Das Vieh, das man sich da und dort hatte selbst überlassen müssen, hatte sich da und dort hin zum Teil verlaufen und musste vielfach erst mühsam wieder zusammengesucht werden. Nachträglich wurde berichtet, man habe entlaufenes Vieh des Nachts im Walde jämmerlich schreien hören. Manches Stück Vieh konnte auch nicht mehr aus den brennenden Anwesen herausgebracht werden und musste elend in den Ställen verbrennen. Es sind auf diese Weise umgekommen: 11 Stück Großvieh, 2 Kälber, 21 Schweine, 1 Ziege, 170 Hasen, 401 Hühner, 6 Gänse.

Leider erforderte die Brandkatastrophe auch ein Menschenleben, die 40 Jahre alte Frau Katharine Graf (Brösamle), die aus ihrem Stall ein Stück Vieh herausführte, um es in Sicherheit zu bringen, wurde beim Herausgehen von einer niederfallenden Brandbombe getroffen und stand sogleich in Flammen. Sie versuchte sich noch zu retten, indem sie zum nahen „Ruckenbach“ eilte, in dessen Wasser und Schlamm sie sich wälzte, um das Feuer zu ersticken. Aber sie hatte bereits so schwere Brandwunden davongetragen, dass sie nicht mehr zu retten war. Man verbrachte sie noch in das Herrenberger Krankenhaus, in dem sie am Samstag, 9. Oktober, um 07:00 Uhr in der Frühe starb. Das Wort des Jeremia: „Ach, dass meine Augen Tränenquellen wären, dass ich könnte beweinen …“ kam mir beim Anblick all des Elends in den Sinn, und als ich mitten in der Brandnacht an den Gräberreihen vorbei über den hell erleuchteten Friedhof ging, um die Kirche aufzuschließen, musste ich dreimal den Satz vor mich hinsagen: Selig seid ihr Toten …

Es war ein unheimliches Gefühl, wenn man in den folgenden Tagen spät abends durch die verödeten Straßen ging und überall der widerliche Brandgeruch einen umschwelte. – Die umliegenden Felder (Geierhalde) waren von abgeworfenen Brandbomben übersät. Ein Glück war es noch, dass unser Ort keine Sprengbomben abbekommen hat, wie es bei unserer Nachbargemeinde Altdorf der Fall war, die ein noch viel fürchterlicheres Bild der Zerstörung bot; viele Dächer waren dort abgehoben oder aufgerissen, und 13 Menschenleben fielen dort in jener Nacht der Katastrophe zum Opfer, darunter die Familie Alber mit 6 Personen, eine andere mit 4 und eine mit 3. Es war mir ein erschütternder Anblick, daselbst im unteren Raum eines Hauses die 6 Toten: Mann, Weib, 18 jähriger Sohn, 13 jährige Tochter, Tante und Ukrainer Knecht mit aufgedunsenen Gesichtern, noch vom Rauch geschwärzt, neben einander auf Stroh gebettet, daliegen zu sehen – den Knecht die beiden Hände noch geöffnet nach oben haltend, als wolle er die Last, die auf ihm wuchtete, wegschaffen oder als habe er im Sterben noch geschafft, sich zu befreien .. – Wahrhaft apokalyptische Bilder boten sich einem dar, wenn man diese Toten sah oder über die gespenstisch zum Himmel ragenden, glostenden Ruinen des Dorfes hinschaute.

Auch in Holzgerlingen, Böblingen, Nufringen wurden in der gleichen Nacht durch den Fliegerangriff schwere Verheerungen angerichtet. Warum gerade unsere Landgemeinden das Ziel dieses Angriffs waren, lässt sich nur vermuten. Es herrschte in der betreffenden Nacht ein Nebel und vielleicht wähnten die Flieger sich bereits über den Vororten von Stuttgart (Vaihingen?). Jedenfalls war der Nebel so stark, dass vom Waldhaus aus vom Brand nichts zu bemerken war und auch die von Ehningen heraufkommende Feuerwehr vom Wald aus noch keinen Feuerschein bemerken konnte; desgleichen konnten wir von hier aus nichts davon wahrnehmen, dass auch die Nachbargemeinde Altdorf gleichzeitig brannte.

Dem Leid und der Trauer über das Geschehene gaben wir am Sonntag darauf im Gottesdienst Ausdruck, indem wir der Predigt das Wort aus Hosea 6, 1 zu Grunde legten: „Kommt, wir wollen wieder zum Herrn, denn er hat uns zerrissen, er wird uns auch heilen; er hat uns geschlagen, er wird uns auch verbinden.“ Gesungen haben wir in diesem Gottesdienst die Lieder: „Christen erwarten“ und „Weicht, ihr Berge“.

Für die Kirchengemeinde aber erwies es sich als eine wertvolle Hilfe, dass sie ihr Gemeindehaus zur Aufnahme von Fliegergeschädigten und später auch des Schulunterrichts zur Verfügung stellten konnte.

In der Brandnacht selbst fand die Bäckersfamilie Reichardt dort Zuflucht, nachdem sie ihr Haus (Bäckerei und Wirtschaft zum „Löwen“) durch Brand verloren hatte. Die nötigen Betten hatten noch herübergerettet werden können – zunächst in den Kleinkinderschulsaal, der in jener Nacht einem Heerlager glich. Im Schlafzimmer der Schwester Ida, die ihre Wohnung selbstlos mit den Brandgeschädigten teilte, fand die Familie Unterkunft, bis der „Löwen“, der als erstes wieder errichtet wurde, Ende Juli 1944 soweit wieder aufgebaut war. Auch der Bäckerladen befand sich nach dem Brand eine Zeit lang im unteren Raum des kirchlichen Gemeindehauses. Mangels einer Backstube musste das Brot zuerst von Herrenberg bezogen werden und wurde im Gemeindehaus verkauft. Da ging es also eine Zeit lang sehr lebhaft zu; der Kindergartenbetrieb musste in der ersten Zeit ausfallen. Wenige Wochen nach dem Brand wurde dann der Schulunterricht ins „Schüle“ (in den Gemeindehaussaal) verlegt und hatte dort sein Verbleiben bis zum Zusammenbruch 1945 und auch nachher noch einige Zeit. Morgens fand allemal der Schulunterricht statt (Hauptlehrer Storz bis kurz vor dem Zusammenbruch 1945), und nachmittags stand das Lokal dem Kindergartenbetrieb (Schwester Ida) zur Verfügung.

In großzügiger Weise hat in jenen Tagen die Brüdergemeinde Korntal Hilfe geleistet, indem der Vorsteher derselben, Herr Wilhelm Götz, mit einem vollbeladenen Lastwagen bei uns eintraf, der von den Korntalern gespendete Kleider und Haushaltungsgegenstände für unsere Fliegergeschädigten überbrachte. Es war für die Pfarrfrau eine besondere Freude in jenen Tagen, so viel gute Sachen, darunter auch Erbauungsbücher, austeilen und dadurch manche Not lindern zu können. Auch eine Reihe von Geldgaben für die Geschädigten sind damals eingegangen und zeugten von der Teilnahme der Spender. So durften wir in Empfang nehmen und austeilen:

Vom Evangel. Oberkirchenrat eine Spende von 1 340,- RM

Von der Brüdergemeinde Korntal 1 000,- RM
dazu Einzelgaben aus Korntal 1 175,- RM
Einzelgaben von da und dort 716,- RM
Von der Kirchenpflege Gärtringen 200,- RM
Von der Kinderschule Gärtringen 100,- RM

wozu noch andere Gaben kamen. (Die Brüdergemeinde Korntal hat auch der verheerten Nachbargemeinde Altdorf durch die Hand des hiesigen Pfarrers, der damals dort die Stellvertretung hatte, 1 000,- RM zugewiesen). Von der Kanzel aus wurde am 31. Oktober 1943 gebeten, in diesen Zuweisungen nicht nur die Geldspende, sondern auch die Liebe und Teilnahme zu sehen. Das Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Württemberg stiftete später noch (im Jahr 1947) für unsere hiesigen Fliegerbeschädigten eine Summe von 15 000,- RM, die unter sämtlichen Geschädigten des Ortes verteilt wurden; die Mitglieder des Kirchengemeinderates überbrachten die Beträge in die Häuser. Jeder Beschädigte hat auf diese Weise – je nach dem Umfang des Schadens – eine Summe bekommen von 70,- RM, 100,- RM, 120,- RM, 140,- RM, 230,- RM. Die meisten Geschädigten erhielten die letztgenannte Summe von 230,- RM. Solche, die nur eine Scheune verloren hatten, erhielten entsprechend die geringeren Beträge.

Es wäre viel zu sagen von dem Erleben in solchen Tagen, in denen es an dramatischen Momenten nicht gefehlt hat – so, wenn ein Alter, durch Krankheit Geschwächter, der sein Haus mit Hab und Gut verloren hatte, mit gebeugtem Haupt wie Hiob sagen konnte: „Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?“ und seine Frau, die neben ihm saß, darauf den Vers anführte: „Gott hat mich in guten Tagen oft ergötzt – sollt ich jetzt nicht auch etwas tragen?“ Freilich konnte einem bei den Heimsuchungen jener Zeit, aufs Ganze gesehen, auch das Wort in den Sinn kommen:

„Wir sind fürwahr geschlagen mit scharfer, harter Rut’, und dennoch muss man sagen: wer ist, der Buße tut?“ Und doch ging in solcher Not in der Stille auch manches vor sich, das einen freute – so, wenn man von da oder dort hörte, dass Menschen, die vorher verfeindet waren, sich im Unglück die Hand zur Versöhnung reichten – oder auch, wenn eine Frau, deren Haus mitten drin verschont geblieben war, dem Pfarrer zurufen konnte: „Jetzt müssen wir aber ganz anders anfangen.“

pdf Plan Luftgangriff zerstörte Häuser (PDF-Datei)

Quellen:

Chronik von Hildrizhausen (Verfasser: Pfarrer Wolf)
Lageplan aus der Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Hildrizhausen (Materialsammlung mit Erlebnisbericht von Friedrich Berner)